Collubry zieht sich zurück: Sebastian übernimmt bei Raeren-Eynatten

Personalie

Sensation im Provinzfußball: Ab dem 1. Juli übernimmt der sich im sportlichen Ruhestand befindliche Egide Sebastian das Zepter beim noch Erstprovinzialisten RFC Raeren-Eynatten. Der bisherige Präsident des Vereins, Walther Collubry, tritt nach zwölf Jahren im Amt zurück.

Von Mario Vondegracht

Er wird Sebastian, der vor einem Jahr sein Amt als Präsident der Union Kelmis aufgab, in den ersten Monaten seiner Amtszeit aber noch mit Rat und Tat zur Seite stehen und möchte ihn langsam in die Geheimnisse des Vereins einführen. Zusätzlich dazu beabsichtigt er, den Pilotenschein zu machen, um den neuen starken Mann an der Bergstraße in Zukunft zu den Auswärtsspielen in der 3. Division Amateure mit dessen Hubschrauber fliegen zu können.

Collubry: „Ich habe den Verein immerhin von der 3.Provinzklasse bis kurz vor die 3.Division geführt.“

„Zwölf Jahre sind einfach genug“, erklärte Walther Collubry am Sonntag am Rande des Spiels gegen Cointe Lüttich (4:2 für Raeren-Eynatten): „In all den Jahren ist einiges zu kurz gekommen, das ich so schnell wie möglich nachholen möchte.“ Hier geht es vor allen Dingen um längere Reisen, die seine Frau bisher immer alleine oder mit Freundinnen antreten musste.

„Ich bin nie weiter weg gewesen als Gran Canaria, wohingegen meine Frau schon in Hongkong, Namibia, New York und vielen anderen schönen Orten war“, so Collubry, dem der Schritt sicherlich nicht leicht fallen dürfte: „Ich habe mir in den letzten zwölf Jahren nie mehr als eine Woche Urlaub am Stück gegönnt, weil ich zum Saisonauftakt immer da sein wollte. Außerdem habe ich in dieser Zeit nur zwei Meisterschaftsspiele verpasst.“ Er sei „müde“ und freue sich auf „mehr Freizeit“, so Collubry weiter. Außerdem sei nun der richtige Zeitpunkt gekommen.

Zur Erinnerung: Für den RFC Raeren-Eynatten ist die laufende Saison die erfolgreichste Spielzeit in der Vereinsgeschichte. Collubry nicht ohne stolz: „Und ich habe den Verein immerhin von der 3. Provinzklasse bis kurz vor die 3. Division geführt.“

Die neue Situation beim RFC wurde am Sonntag vor der Abfahrt nach Lüttich bei einer außerordentlichen Generalversammlung des Klubs heiß diskutiert. Die zunächst fassungslosen Vorstandsmitglieder ließen sich am Ende aber schließlich auf das Abenteuer ein, dass ein Kelmiser die Geschicke eines Raeren-Eynattener Klubs übernimmt.

Auch der Trainer der ersten Mannschaft, Jonathan Negrin, reagierte betont ängstlich: „Ich bin vor drei Jahren aus Kelmis vor Herrn Sebastian von einem skandalumwitterten Klub zu einem seriösen Verein zu Herrn Collubry geflohen, weil ich einfach nicht immer Angst um meinen Job haben wollte. Und jetzt so etwas. Die Vergangenheit holt mich wieder ein. Das muss ich erst einmal sacken lassen“, so Negrin, der vor wenigen Monaten seine Amtszeit beim Tabellenersten der 1. Provinzklasse um weitere Spielzeit verlängerte. Walther Collubry konnte den Fußball-Lehrer aber einigermaßen beruhigen, hat er doch mit Sebastian schriftlich vereinbart, dass Negrin eine Jobgarantie für die ersten drei Monate erhält. Einzige Klausel: Verliert der Erfolgscoach drei Spiele in Serie, wird er rausgeschmissen.

Die Reaktion von Kapitän Jeremy Bong war ebenso wenig euphorisch: „Egide Sebastians Ruf eilt ihm voraus. Er hat ja in seinen letzten Jahren in Kelmis auch manchen Spieler nach Hause geschickt und machte dabei auch nicht vor dem Kapitän halt – vor allem nach deftigen Niederlagen. Ich will aber auf jeden Fall dem RFC treu bleiben, aber Herr Sebastian sollte bitte schon respektvoll mit uns umgehen.“ Collubry habe zwar auch immer „seinen Kopf“ gehabt, „aber die meisten seiner Entscheidungen konnte ich doch einigermaßen nachvollziehen“. Sebastian, der gestern bei der Generalversammlung als Überraschungsgast erschien, erklärte seine Beweggründe mit Langeweile im Fußball-Ruhestand: „Da ich mich nach und nach aus meinem Business zurückziehe und mein Sohn die Geschäfte führt, hat die Langeweile doch überhandgenommen. Da kam die Anfrage von Walther genau richtig“, so der 76-Jährige, der mit Collubry in den vergangenen Jahren eine echte „Präsidenten“-Freundschaft eingegangen ist und beide hin und wieder Spieler tauschten.

„Die Anfrage von Walther genau richtig“, so der 76-jährige Sebastian.

So freut sich Sebastian auch, dass mit Carlo Evertz und Joao Küpper zwei Kelmiser Spieler beim RFC Raeren-Eynatten aktiv sind. Enttäuscht ist er jedoch, dass Glody Kudura den mutmaßlichen Aufsteiger verlassen und sich der Union Kelmis jetzt schon zum dritten Mal anschließen wird. „Dem hätte ich wirklich gerne noch einmal in den Hintern getreten“, meinte Sebastian. Es war so, dass Kudura während seiner Kelmiser Zeit regelmäßig zu spät oder gar nicht zu den Trainingseinheiten und Spielen erschien. „Das hätte ich ihm gerne hier in Raeren noch ausgetrieben“, so der erfolgreiche Unternehmer abschließend.

Ob er seinen diktatorischen Stil weiter fortführen würde, wurde Sebastian zum Schluss des Interviews mit dem GrenzEcho gefragt: „Das werdet ihr schon sehen: Ich lasse mir nach wie vor von niemandem etwas vorschreiben. Ich bin aber zur Einsicht gekommen, dass ich mir wenigstens in der ersten Zeit die Meinung der anderen anhören werde.“ Unruhige Zeiten beim RFC Raeren-Eynatten? Die Zukunft wird es zeigen.

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